Titel

 

 

flatternde Lenkung

Alles über den Lanz Bulldog - Glühköpfe. In diesem Forum sind auch Beiträge zu Halb- und Volldieseln bis Ende 2009 enthalten.

flatternde Lenkung

Beitragvon Stephan-1975 » 13.06.2020, 19:35

Hallo zusammen,

habe mir vor ein paar Jahren einen 7500 mit 6 Gang-Getriebe gekauft und hergerichtet. Er läuft ganz ordentlich und macht mir viel Spaß, aber eine Sache stört mich jetzt doch: die Lenkung flattert. Es wurden schnellere Getrieberäder verbaut. Höchstgeschwindigkeit ist 28 km/h.

Habe hier im Forum schon verschiedene Beiträge gelesen, aber "die Abhilfemaßnahme" war noch nicht dabei.

Achse und Lenkung wurden komplett überholt. Es ist nirgends übermäßiges Spiel vorhanden, bis auf das Lenkgetriebe. Das Lenkrad kann ich etwa 2,5 cm (gemessen am Außendurchmesser Lenkrad) bewegen, bis das Lenkgetriebe "greift". Wieviel Spiel im Lenkgetriebe ist denn normal? Ich habe seinerzeit bei der Restauration die Schnecke in verschiedene Lagen gedreht, ohne daß sich das Spiel verkleinert hat. Auch in verschiedenen Stellungen des Schneckenradsegmentes konnte keine Spielverringerung festgestellt werden. Schnecke und Schneckenrad zeigten zwar Laufspuren, aber keinen überhöhten Verschleiß.
Die Lenkwelle hat minimalstes vertikales Spiel, so daß sie sich eben noch dreht.
Vorspur habe ich schon auf unterschiedliche Werte eingestellt 3 bis 20 mm. Das ergab keine Besserung.
Luftdruck in den Reifen ist 1,5 bar. Wenn ich runter gehe auf 0,5 bar, ist es deutlich besser, aber nicht komplett weg. Die verbauten Reifen (6,5-20) sind gebraucht, soweit mir bekannt, waren sie vorher auf einem Anhänger montiert.

Vom Fahrerplatz sieht das Flattern so aus: beide Räder schwingen mit der Spurstange im Gleichtankt hin und her. Das spürt man dann auch als Ruckeln am Lenkrad.

Auf topfebener Straße gibt es kein Flattern. Aber wenn die Straße uneben ist oder leichte Wellen hat, dann fängt die Lenkung an zu flattern. Bei niedrigeren Geschwindigkeiten ist das Flattern nicht so stark ausgeprägt.

Kennt Ihr dieses Problem auch? Was habt Ihr für Ideen, was könnte ich noch machen? Kann man diese Flatterbewegung irgendwie dämpfen?

Gruß

Stephan
Stephan-1975
Benutzer
 
Beiträge: 42
Registriert: 15.12.2014, 14:22
Wohnort: 97253

Re: flatternde Lenkung

Beitragvon gft » 15.06.2020, 18:45

Hallo Stephan,
bei meinem 9506 (gefederte Originalachse) flattert auch bei 40 Km/h und mehr garnix, Lenkrad kann man getrost los lassen,...
Für einen flatterfreien Lauf sind mehrere Faktoren verantwortlich,...
Dies sind neben allen üblichen Achswinkeln noch Spiele, und die Faktoren am Rad selber!
Das alleine hilft dir natürlich nix, is mir schon klar,......

Am Sturz ist nix zu machen, is wie`s ist, sollte jedoch beide Seiten gleich sein, sprich Achse nicht krum!
Nachlauf ist sehr wichtig, ist begrenzt "einstellbar" durch den Winkel an den beiden Achsstreben die nach hinten laufen!
Ich weiss nicht, kann man vielleicht eine starre Achse auch falsch rum zusammenbauen, so das der Nachlauf zu Vorlauf wird??? Bei der Gefederten geht das nicht!
Spur stellst an der Spurstange ein, wobei die Vorspur zusammen mit dem Sturz nur das nicht zu vermeidende Spiel ausgleichen soll, damit die Räder bei der Fahrt spielfrei geradeaus stehen!

Bei den Rädern müssen die gleichen Felgen verbaut sein, damit der Abstand vom Radaufstandspunkt zum Drehpunkt beidseitig gleich ist!
Räder müssen Rund sein, sprich weder Höhen, noch übermäßigen Seitenschlag haben!
Die Wuchtung sollte möglichst gut sein, da Unwuchten immer der Auslöser für Schwingungen sind!
Luftdruck is auch ein Thema, hoher Druck begünstigt Flattern weil die Dämpfung der seitlichen Profilbereiche dann fehlt!

Dann bleiben nur noch die Spiele, an Radlager, Achsschenkel, Spurstangenköpfe, weniger Lenkstange, Lenkgetriebe! Diese Spiele lösen zwar das Flattern nicht aus, aber begünstigen es!

Mehr fällt mir gerade nicht ein, aber alles mal durchgeprüft wirst sicher Verbesserungsmöglichkeiten finden,...

Gruß,
Dieter
gft
Silber
 
Beiträge: 114
Registriert: 02.09.2017, 15:09
Wohnort: 46354 Südlohn

Re: flatternde Lenkung

Beitragvon Stephan-1975 » 16.06.2020, 18:20

Hallo Dieter,

erstmal vielen Dank für Deine Antwort. Wie es aussieht habe ich dank dieser nun den Grund für das Flattern gefunden. Es dürfte am nicht vorhandenen Nachlauf liegen, beide Räder haben, behelfsmäßig gemessen, ca. 2cm Vorlauf. Wie kann das sein??? Um es vorwegzunehmen, die Achse ist nicht falsch herum eingebaut. Aber jetzt mal der Reihe nach.

Der Bulldog ist ein Exportbulldog. Vermutlich wurde er mal mit Eisenrädern ausgeliefert. Einer der Vorbesitzer hat auf Luftbereifung umgestellt, wobei auf der Hinterachse schwere 28" Gußfelgen montiert wurden. Die habe ich auch beibehalten und habe als Reifen 12,8-28 montiert. Gegenüber den original verwendeten Reifen 11,2x24 haben diese ca. 75 mm im Radius mehr. Dadurch kippt der Bulldog um 2,6° nach vorne, wodurch sich der Nachlauf um ca. 2 cm reduziert.

Das alleine kann noch nicht erklären, warum bei mir 2 cm Vorlauf vorhanden sind.

Bei der Restaurierung hatte ich seinerzeit festgestellt, daß der Vorderachswinkel über die gesamte Breite gerissen war, wobei der Riß noch nicht komplett durch das Material hindurchging. Ich habe den Riß dann ausgeschliffen und verschweißt. Möglicherweise hat die erkaltende Schweißnaht den Winkel um wenige Grad zusammengezogen, wodurch die Achse weiter nach vorne gekippt ist und sich der Nachlauf weiter reduziert hat. Wäre eine Erklärung, ob es auch so ist ???

In einem anderen Beitrag im Forum habe ich mal gelesen (da wurde eine gefederte Achse eingebaut) daß diese durch Nacharbeit so eingestellt wurde, daß sie um 7° nach hinten kippt. Kann irgendjemand diesen Wert bestätigen (keine Ahnung, ob man die Federachse mit der starren Achse vergleichen kann) oder weiß jemand, wieviel mm der Nachlauf betragen sollte?

Welche Ratschläge könnt ihr mir geben, wie ich zu Nachlauf an den Vorderrädern kommen könnte.


Gruß

Stephan
Stephan-1975
Benutzer
 
Beiträge: 42
Registriert: 15.12.2014, 14:22
Wohnort: 97253

Re: flatternde Lenkung

Beitragvon gft » 16.06.2020, 20:46

Hey Stephan,
das ist ja schon mal ein Ansatz!
Mit Vorlauf kann der nicht stabil laufen!!!
Bei meiner gefederten Achse ist im Bezug zur Achse selber das untere Auge für den Achsschenkelbolzen nach vorn, das Obere nach hinten gekröpft! Somit ergibt sich auch bei "gerader" Achse automatisch ein recht großer Nachlauf! Wieviel weiß ich so auch nicht!
Es gibt wohl unterschiediche Achsen und Nachbauten, teilweise ohne diese besagte Kröpfung der Augen an den Gabelenden! In diesen Fällen ist natürlich die gesamte Achse zu kippen durch Anpassung der Streben zum Bocklager hin, sowie "kippen" der Mittelbolzenebene!
Bei den ungefederten Achsen bin ich mir unsicher ob es diese auch mit Kröpfungen gibt oder gab? Wenn eine Kröpfung vorhanden ist, dann muss der Achskörper natürlich richtig rum in der Gesamtachse stecken! Theoretisch kann man das glaube schon falsch zusammenbauen wenn einer mal den Achskörper gewechselt und nicht drauf geachtet hat! Die Gesamtachse falsch rum geht nicht, das ist klar!
Gibt es diese Kröpfung nicht, so ist zu überlegen was man tut, Gesamtachse kippen oder was anders besorgen, Starr oder gefedert? Die Halbdiesel haben doch auch noch solche Achsen drin, sicherlich mit Kröpfungen der Achsschenkelebene,.....

Einfach mal drauf achten,.....

Gruß, Dieter
gft
Silber
 
Beiträge: 114
Registriert: 02.09.2017, 15:09
Wohnort: 46354 Südlohn

Re: flatternde Lenkung

Beitragvon milch » 17.06.2020, 13:30

Hier mal die Kröpfung einer Starrachse der 10 Liter Maschine.

Hoffe die Bilder sind aussagekräftig genug.

mfG, Guido
Dateianhänge
IMG_20200617_140311.jpg
Ansicht von unten
IMG_20200617_140236-1.jpg
Ansicht von oben
milch
Benutzer
 
Beiträge: 17
Registriert: 10.03.2006, 19:31
Wohnort: Rosenow

Re: flatternde Lenkung

Beitragvon Stephan-1975 » 17.06.2020, 18:06

Hallo zusammen,

habe mal ein Bild gemacht, wie das bei meinem Bulldog aussieht.

Bild

Die Kröpfung ist hinten. Ich bin mir sehr sicher, daß der Achskörper richtig eingebaut ist, weil:
- so war er auch vorher eingebaut (habe noch Bilder)
- in der Ersatzteilliste sieht das auch so aus (interessant ist, daß es für die starre Vorderachse laut ET-Liste unterschiedliche Vorderachswinkel gibt. Es steht aber nicht dabei, wie die sich unterscheiden)
- Der Achskörper hat an der Stelle, wo der Stabilisator (V-Strebe) angeflanscht wird, zwei Flanschflächen, die sich um ca. 2 mm von der anderen Fläche abheben. Auf der anderen Seite des Achskörpers sind diese Flächen nicht.

Mal angenommen, ich würde die Achse anders herum einbauen, so daß die Kröpfung nach vorne geht, dann wäre zwar die Steckachse weiter vorne aber mit ihr ja auch das Radlagergehäuse und damit der Radmittelpunkt. Will heißen, es spielt doch gar keine Rolle, ob die Kröpfung nach hinten oder nach vorne zeigt, der Nachlauf ändert sich dadurch nicht. Nur das Kippen der Achse kann doch den Nachlauf verändern, oder habe ich da jetzt einen Denkfehler?

Wie kippt man denn die Achse? Müßte man dazu den Winkel des Vorderachswinkels z.B. von 90° auf 97° erhöhen, damit der Achskörper um 7° nach hinten geneigt ist? Dann würde doch aber die Bohrung im Vorderachswinkel nicht mehr zu der Bohrung im Lagerbock fluchten. Oder spielt das bei den geringen Schwenkwinkeln (+/- 15° ??) keine Rolle?


Gruß

Stephan
Stephan-1975
Benutzer
 
Beiträge: 42
Registriert: 15.12.2014, 14:22
Wohnort: 97253

Re: flatternde Lenkung

Beitragvon milch » 17.06.2020, 18:34

Die Achse ist oben nach hinten und unten nach vorne gekröpft.

Drehst du die Achse um bist du im Vorlauf.

Der Achsschenkelbolzen ist bei senkrecht stehender Achse durch
die Kröpfung leicht nach hinten geneigt.


mfG, Guido
milch
Benutzer
 
Beiträge: 17
Registriert: 10.03.2006, 19:31
Wohnort: Rosenow

Re: flatternde Lenkung

Beitragvon Bernd Sandmann » 17.06.2020, 19:44

Hallo,

ich habe bei meinem Ursus zwischen V-Strebe und Achse eine Keilscheiben unten 7mm oben 1mm eingelegt und wieder angeschraubt.
Und es funktioniert. :D

Bernd
Benutzeravatar
Bernd Sandmann
Bronze
 
Beiträge: 53
Registriert: 12.02.2006, 18:02
Wohnort: 31547 Winzlar

Re: flatternde Lenkung

Beitragvon gft » 17.06.2020, 21:26

Hallo Stephan,
dein Achskörper ist richtig rum, oben hinten, unten vorne!
Somit hilft nur Achse gesamt kippen!
Die Idee mit den Keilscheiben an den Streben zum Bocklager hin ist nicht blöd, zumindest zum probieren!
Mittellager wird sicher ein wenig Luft haben, so das ein paar Grad hoffentlich gehen, wenn nicht muss der Achswinkel angepasst werden!
Aber ein Rat, Bolzen der Streben zur Achse hin umdrehen, Mutter vorne, Scherstelle auf den Schaft und nicht auf`s Gewinde!
Eigentlich gehören zumindest beim 10L sogar Passbolzen da rein, auch wenn die von wenigen da eingesetzt werden!
Mir ist schon einer weg gekracht, hatte das auch nicht beachtet!

Gruß, Dieter
gft
Silber
 
Beiträge: 114
Registriert: 02.09.2017, 15:09
Wohnort: 46354 Südlohn

Re: flatternde Lenkung

Beitragvon Stephan-1975 » 18.06.2020, 16:51

Hallo,

also nochmal vielen Dank für Eure Antworten. Dann habe ich jetzt wenigstens eine sinnvolle Aufgabe für den Sommerurlaub.

Die Schrauben an der V-Strebe werde ich auch noch umdrehen.


Gruß

Stephan
Stephan-1975
Benutzer
 
Beiträge: 42
Registriert: 15.12.2014, 14:22
Wohnort: 97253

Re: flatternde Lenkung

Beitragvon Stephan-1975 » 01.07.2020, 17:16

Hallo,

abschließende Info zum Thema: in einem anderen Beitrag habe ich gelesen, daß die Vorderachse um 7° nach hinten geneigt sein soll. Meine Vorderachse stand bei etwa 3,5° bis 4° (gemessen mit einem Neigungswinkelsensor). Das kommt durch die größeren Hinterräder. Ich habe nun meine Ache auch weiter nach hinten gekippt, sie steht jetzt bei etwa 6,5°. Das Fahrverhalten hat sich dadurch sehr stark verbessert. Es gibt kein Flattern mehr und nach einer Kurvenfahrt wird die Lenkung wieder Richtung geradeaus zurückgestellt.

An dieser Stelle nochmal danke für Eure Antworten. So macht das wirklich Spaß mit dem Forum…


Gruß

Stephan
Stephan-1975
Benutzer
 
Beiträge: 42
Registriert: 15.12.2014, 14:22
Wohnort: 97253


Zurück zu Lanz-Bulldog, Glühköpfe

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Google [Bot] und 57 Gäste