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Und wieder eine Typbestimmung

Alles über den Lanz Bulldog - Glühköpfe. In diesem Forum sind auch Beiträge zu Halb- und Volldieseln bis Ende 2009 enthalten.

Und wieder eine Typbestimmung

Beitragvon diggi » 30.10.2022, 20:18

Hallo Leute,

ich habe mich hier angemeldet in der Hoffnung, Hilfe in bezug auf eine Typbestimmung zu bekommen :D

Vorab: ich bin in anderen Foren aktiv und kenne das gut - es stolpert jemand rein, greift Infos ab und ist dann weg! Das möchte ich so nicht, kann jedoch nicht versprechen, hier daueraktiv zu sein - ich hoffe, das ist trotzdem okay!? :lol: Ich bin Dirk, 45 Jahre, Bauingenieur und wohne in der Nähe von Greifswald (ganz oben rechts in Deutschland :P). In unserer Familie gab es schon zu DDR-Zeiten immer mehrer Lanz GK-Bulldogs, u.a. einen HR7 Ackerluft? mit gefederter Achse (hoffe, das gab es überhaupt), der für ein paar D-Mark-West kurz nach vor der Wende in die alten Länder ging :shock:. Dazu dann nacheinander 3 kleine GKs.
Ich würde mich als erfahrenen Schrauber betrachten, wenngleich ich in der Lanz-Materie noch nicht so tief stecke. Ich habe eine große gut ausgestattete Werkstatt, u.A. mit einer Drehbank DLZ405x1500 die natürlich auch zöllige Gewinde drehen kann :wink:...

Vorab 2: Natürlich kenne ich die Suchfunktion und ja, ich habe nicht nur die/viele Bestimmungsrätsel-threads gelesen, sondern auch sehr viele andere spannende Themen. leider fehlt mir momentan etwas die Zeit für das Selbstsudium, daher hier mein "Hilfeschrei".

Aktuell haben wir nun den Lanz meines verstorbenen Vaters geerbt. Der war schon viele Jahre in in seinem Besitz , wurde fahrbereit aber ohne weitere Hintergrundinformationen erworben und alle Jubel Jahre mal zum Spaß bewegt. Nachdem nun eine faire Bewertung erforderlich wird - er soll in unserem Besitz bleiben - habe ich mich intensiv mit der Typenmaterie befasst und bin der Meinung, dass wir da einen bunt zusammengewürftelten Schleper mit DDR-Historie vor uns haben:

- Zustand: springt gut an, läuft gut, ist kräftig, ölt nicht, die üblichen verschleißträchtigen Teile bedürfen einer Überarbeitung (Vorderachse, Bremsen, Kupplung)
- Der Deckel vom Luftfilter ist nicht passgenau, sodass ungefilterte Luft gesaugt wird :roll:. Ich werde den Zylinderzustand ermitteln. So, wie der Motor läuft, scheint der aber nicht zuviel Staub eingeatmet zu haben im Laufe seiner unbekannten Geschichte.
- Reifen sind abgängig weil porös und unsymmetrisch
- Vorderradfelgen offenbar umgeschweisst
- KEIN Typschild!
- 6 Gang
- Motornummer ist 177601 --> HN5 3506, Bj zwischen 1937 und 1942?
- 9.00-24 Reifen hinten HN5 3506

Was zum 35xx meines Erachtens nicht passt:
- Seitenbleche führen nicht bis zum Tank
- Ansaugschnorchel seitlich statt aufgesetzt
- Tank mit Benzintank
- Handgas am Seitenblech
- Stirnwand

Die Vermutung ist also, dass da aus 2 Schleppern einer gemacht wurde. Die Frage ist, welcher Typ "überwiegt"? Gibt es weitere Besonderheiten. Und lässt sich wenigstens ungefähr abschätzen, was der Schlepper Stand heute wert ist? Ich würde mich über zahlreiche Antworten freuen und schicke schonmal ein dickes Dankeschön vorweg.

Hier noch Bilder von dem besagten Lanz GK:

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Re: Und wieder eine Typbestimmung

Beitragvon diggi » 30.10.2022, 20:19

Die Anzahl an Fotos ist auf 3 begrenzt!? :shock:
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Re: Und wieder eine Typbestimmung

Beitragvon diggi » 30.10.2022, 20:21

Weitere Fotos
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Re: Und wieder eine Typbestimmung

Beitragvon diggi » 30.10.2022, 20:22

noch mehr fotos
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Re: Und wieder eine Typbestimmung

Beitragvon diggi » 30.10.2022, 20:23

fotos
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Re: Und wieder eine Typbestimmung

Beitragvon diggi » 30.10.2022, 20:24

und die letzten! :beifall:
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Re: Und wieder eine Typbestimmung

Beitragvon Zweitakter » 31.10.2022, 20:09

Hallo Dirk,

Der Benzintank im Tank ist ein sicheres Indiz für einen D3506. D3506 bedeutet Ackerluftbulldog mit Anlasszündung. Ohne Benzintank wäre es ein D3507. Der Lanz Bulldog gehört zur Abteilung D, Motorenbau. Daher hast Du auf jeden Fall einen D35.. mit 20 PS. Die beiden nächsten Ziffern besagen etwas über die exakte Ausführung des Bulldogs. Da gäbe es z.B. noch den..00. Ein Ackerbulldog mit Dreiganggetriebe, Eisenrädern und einem Schalthebel.

Man sieht schon optisch, der Luftfilterkasten paßt nicht zum D3506. Aber das war in der DDR ja nicht selten. Hauptsache die Kiste läuft.

Egal also was hinten und oben drauf herumgebastelt wurde. Es ändert nichts an der Typbezeichnung D35.. . Weil bei Lanz kommt es zuerst auf den Motor an, auch wenn da später etwas anderes dran gebastelt wurde. Du könntest jetzt auch ein Getriebe vom D75.. dran schrauben. Es bleibt aber dann immer noch ein D35..

Bulldoggrüsse vom Zweitakter
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Re: Und wieder eine Typbestimmung

Beitragvon Philipp Hügel » 31.10.2022, 22:50

Kurbelkasten (177601) ist D 3507.
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Re: Und wieder eine Typbestimmung

Beitragvon engineer » 01.11.2022, 09:36

Hallo Dirk,
der ganze Aufbau entspricht weitgehend einem D 7506 Bj. 1938. Was nicht dazu paßt sind Räder, Schleppernummer und die fehlende Benzinstarteinrichtung. Auch der Renkverschluß am Kraftstofftank ist späteren Datums (ob es verschiedene Verschlüsse bei Benzin und Kraftstoff
übergangsweise gegeben hat weiß ich nicht ).
Die Amaturenwand ist wohl mal gebrochen und wurde durch eine aufgenietete Platte verstärkt. Wenn der luftfilter eine intakte Füllung hat ist nichts zu befürchten, ob der Deckel abschließt ist unwichtig.
Ich hatte mal so einen ähnlichen DDR-Bulldog wo auch ein 20er Motor mit Typenschild und Rädern zu einem 25er umgebaut war. Vielleicht hat man einen wenig gelaufenen 3-Gang Motor in einen verschlissenen Ackerluft verpflanzt.
Wenn ihr ihn in absehbarer Zeit verkaufen und keinen Ebay-Dauergast haben wollt, würde ich ihn in der Mitte von 15-20t € ansetzen. Ich weiß, wer selbst einen verkaufen will schreit jetzt "waas, da stehen welche für 30 im Netz". Wer einen sucht, vielleicht eher:"waas, soviel, was da noch Arbeit drinsteckt.."
Nur so als grobe Richtung ohne die Maschine gesehen zu haben.

Schöne Grüße
Thomas
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Re: Und wieder eine Typbestimmung

Beitragvon diggi » 01.11.2022, 18:39

Hey leute,

ganz herzlichen Dank schonmal für eure Antworten! Das hilft mir ein großes Stück weiter.

Ich war anfangs auch überzeugt, dass es sich um einen 7506 handelt, weil er dem ja optisch am nächsten kommt. Der Tipp hier aus dem Forum, die Motornummer freizulegen, hat dann erst Zweifel gesät.

Ich arbeite mich so schnell ich kann durch die absolut interessanten Beiträge hier! Echt irre, was es für eine Vielfalt allein an "kleinen" GKs gab. Die Heinl-Lektüre ist auch schon bestellt. Zum Schlepper haben wir ein Handbuch, allerdings von einem deutlich älteren 20PS. Ich versuche also, mir das Wissen zur spannenden Materie schnellstmöglich anzueignen - seht mir bitte nach, wenn manche Fragen oder Ansagen (noch) etwas hemdsärmelig rüberkommen :lol: .

Nochmal zu unserem Schlepper:

Zuerst mal strebe ich an, ihn zu behalten, sofern der aktuelle Wertansatz für mich erträglich bleibt. Daher ist die Ansage von Thomas sehr huilfreich und deckt sich auch mit meinen Vorstellungen. Ich habe einen Wertgutachter beauftragt, der hoffentlich zeitnah arbeiten kann. Wenn der Mittelpreis dann passt wird alles gut. Restaurationen habe ich schon einige durchgezogen (Fahrzeuge, Werkzeugmaschinen, Geräte), daher passt der Lanz perfekt ins Beuteschema.

Thomas Ansatz, dass nur der 35xx-Motor unter einen bestehenden 7506 geschraubt wurde erscheint mit plausibel. Leider kenne ich den Führerstand der 35xx nicht im Detail, meine aber, dass Steuersäule, Luftfilter usw. 'freiliegen'. Inwieweit kann man denn da ohne größere mechanische Anpassungen die Steuersäule, Amaturenwand, Seitenbleche, Seiten-Luftrohr und ggf. noch weitere Teile übernehmen? Insbesondere der Tank schient ja etwas exotisch zu sein!?

Die vermeintliche Reparatur der Amaturenwand ist mir gar nicht aufgefallen, ich dachte, das müsste so sein. Das muss ich mir mal von der Rückseite genauer ansehen.

Folgende Fragen hätte ich noch:
- Der Dochtölertank ist komplett leer. Da die Ziel-Schmierstellen bereits Schmiernippel haben gehe ich also davon aus, dass die Dorchte bereits ab Werk nicht mehr verbaut waren!?
- Das Auspuffrohr ist unterhalb des Konus mal gekürzt worden, vermutlich, damit der Schlepper in eine Garage passt. Ist das normaler baustahl oder Guss? Hat jemand zufällig die Materialdimensionen dazu für mich? Das notwendige Schweissverfahren ist kein Problem, bin gut ausgerüstet.
- Wäre es am passendsten, 1938 als neu festzulegendes Baujahr zu benennen?
- Philipp konnte dankenswerterweise die Nummer dem Modell zuordnen! Hast du vielleicht auch das Baujahr dazu?

Danke vorab und viele Grüße
Dirk
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Re: Und wieder eine Typbestimmung

Beitragvon engineer » 02.11.2022, 09:00

Hi Dirk,
den Aufbau würde ich so lassen, er ist komplett und das Basisfahrzeug ist dasselbe. Der Tank paßt außer dem Renkverschluß auch dazu. Wenn man unbedingt einen D 3507 daraus machen wollte wäre auch das problemlos, aber finanziell eher uninteressant

Das Auspuffrohr ist ein 3" Stahlrohr, also kein Problem. Länge müßte jemand anders messen, ich habe keinen kleinen GK mehr. Dann brauchst du noch den Haltebügel am Wasserkasten.

Der Dochtöler war original schon in Betrieb, hat sich aber nicht bewährt und ist fast immer durch Schmiernippel ersetzt worden. Der Deckel mit Innenvierkant ist jedoch nicht original.

Bj. 38 paßt.

Gruß Thomas
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Re: Und wieder eine Typbestimmung

Beitragvon diggi » 02.11.2022, 12:51

Hi Thomas,

sorry, das kam missverständlich rüber! Natürlich würde der Schlepper so bleiben! Ich wollte nur ergünden, mit welchem Aufwand da mal jemand aus zwei eins gemacht hat und ob technisch alles kompatibel ist miteinander.

Ich werde mal den Tank ausbauen und ordentlich reinigen. Dann müsste ja erkennbar werden, wie die Dochtschmierung mal ausgesehen hat. Das Rohrstück für den Auspuff werde ich auch schon mal besorgen. Mit Haltebügel meinst du diese Art Schelle für den Auspuff? Das Teil kann man sich bei den Händlern ja ansehen, Nachbau sollte kein Problem sein.

Viele Grüße
Dirk
diggi
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Re: Und wieder eine Typbestimmung

Beitragvon Zweitakter » 02.11.2022, 17:18

Hallo Dirk,

Nur die Filterung der Ansaugluft sollte schon ordentlich funktionieren. Die Optik ist da erst einmal nicht wesentlich.
Ein optischer Rückbau auf D3507 wäre auch kein Drama. Die Teile dafür gibt es noch und wieder. Den Benzintank kannst Du so lassen und dann als Reservetank verwenden.

Natürlich hat so ein DDR Umbau aus 3 mach 1 auch seinen Charme.

Bulldoggrüsse vom Zweitakter
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Re: Und wieder eine Typbestimmung

Beitragvon diggi » 02.11.2022, 17:56

Hi,

Zweitakter hat geschrieben:Nur die Filterung der Ansaugluft sollte schon ordentlich funktionieren.


klar, dass mus auf jeden Fall gerichtet werden. Ich gehe aufgrund der Optik davon aus, dass der Sammler ein Eigenbau und deshalb etwas "außer Form" ist. Nichts, wass sich nicht beheben ließe. Der Filterkob war auch ziemlich zerknittert. Den haben wir schonmal notdürftig geglättet. Für eine ordentliche Reparatur muss er aber zerlegt werden. Wir haben übrigens die Kokosfasern von einem Drainageschlauch genommen - funktioniert einwandfrei!

Zweitakter hat geschrieben:Ein optischer Rückbau auf D3507 wäre auch kein Drama.


Da sehe ich keine Veranlassung erstmal. Der 'Umbau' wird so alt sein, dass er nach meinen Maßstäben auch schon als historisch durchgeht und seinen eigenen Charme haben darf :D .

Gruß
Dirk
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