Re: Wer kennt den Lanz Bulldog D3607


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Geschrieben von Michael Bach am 09. September 2004 16:57:58:

Als Antwort auf: Wer kennt den Lanz Bulldog D3607 geschrieben von Ingo am 08. September 2004 14:05:26:

Hallo Ingo,

das ist mir jetzt wirklich ein bißchen peinlich: ich bin ja nicht der Michael, der als Antwort auf Deine Frage nach dem D 3607 mein Buch so gelobt hat! Aber natürlich habe ich mich über dieses Lob sehr gefreut.

Aber zur Sache: Zu dem D 3607 muß man Dir gratulieren! Du hast einen superseltenen Schlepper erwischt. Von allen drei "mittleren Halbdieselnn", also vom D 28.. über den D 36.. bis zum D 32.. (der kam in der chronologischen Reihenfolge der Typen ja zuletzt) hat es in winzigen Stückzahlen Verkehrs- ausführungen gegeben, die sich durch Vorderachsen (z. T. die alte Gabel-Federachse), Bremsen (ohne Lenkbremsen, dafür aber serienmäßig Druckluft), Kotflügel (z. T. kurze, runde GK-Kotflügel) u. a. Details von den Ackerluft-Bulldogs der ..06er Grundtypen unterscheiden.
Von Serien kann man eigentlich angesichts der geringen Stückzahlen gar nicht sprechen. Da diese Bulldogs aber eben eigene Typenbezeichnungen hatten, muß man sie auch als eigenständige Typen ansehen.
Gerade die kleinen Stückzahlen bringen es aber mit sich, daß von diesen Bulldogs kaum einer aussieht oder ausgestattet ist wie der andere! Die Typen- bezeichnungen lauteten:
D 2804, D 2805, D 2807 D 3204, D 3205, D 3207 D 3604, D 3605, D 3607.
Dazu ist zu sagen, daß es die 05er Versionen offenbar wirklich nur auf dem Papier gegeben hat. Auch im Getriebe bzw. bei den erreichbaren Geschwindigkeiten, bei den zul. Gesamtgewichten, Reifendimensionen usw. gab es deutliche Unterschiede.
Mein Namensvetter, der andere Michael, hat schon recht: ich habe dieses Thema in meinem Buch "Alle Traktoren von Lanz" ziemlich ausführlich dargestellt.

Für einige (beileibe nicht alle!) dieser Verkehrs-Bulldogs gab es offizielle VDA-Typenblätter, von anderen liegen mir Kopien der Kfz-Briefe vor.
Diese ganze Geschichte ist, wie so oft bei Lanz, nichts weniger als übersichtlich.

Nicht auszuschließen ist, daß bei der Entwicklung die (West-)Berliner Werksniederlassung in Spandau eine wichtige Rolle gespielt hat. Hier war nach dem Krieg die Landwirtschaft als Absatzgebiet nicht mehr vorhanden, wohl aber Kohlenhändler, Spediteure, Schausteller u. a. Gewerbe. Für diese traditio- nelle Lanz-Kundschaft hatte man nach Einstellung der GK-Eil- und Verkehrs-Bulldogs nichts mehr im angebot. Dieser Kundenkreis lief in Scharen zu Hanomag, Deutz & Co.
Gesichert ist, daß etliche solche Ausführungen der D 28.. und D 36.. in Spandau gebaut wurden. Ob diese von mannheim übernommen wurden, entzieht sich meiner Kenntnis. Und mit der Einführung des 60 PS-Halbdiesels war die Zeit der "Mittleren Verkehrs-halbdiesel" wohl vorbei.

Für mehr Informationen und Austausch melde Dich bitte unter 030/401 87 72 (immer dienstags abends). Mich würde vor allem interessieren, welches Exemplar Du geschnappt hast.
Von morgen, 10. 9. bis Sonntag, 12. 9., bin ich auf dem Treffen der Württemberger.

Nochmals Glückwünsche und viele Grüße aus Berlin

Michael Bach




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