Re: Inserate !


[ Diskussionsforum für Fragen rund um den Lanz-Bulldog ]


Geschrieben von rüdiger rombach am 17. März 2002 15:59:42:

Als Antwort auf: Inserate ! geschrieben von Stephan am 14. März 2002 20:49:32:

Hallo zusammen,

In der tat hat sich in der "Bulldogpreisentwicklung" vieles in den vergangenen Jahren getan. Zurück in den Anfängen, vielleicht vor gut 20-25 Jahren, gab es ein paar "Verrückte", die sich für die damals noch gar nicht so alten Fahrzeuge und Arbeitsgeräte interessierten und diese anfingen zu sammeln. Den verstaubten Glühkopfbulldog gab es vielleicht noch direkt beim "Bauern im Dorf" oder zurückgelassen auf dem Schrottplatz richtig billig zu kaufen. Mit der zunehmenden Begeisterung, die auch durch die ersten Bulldogtreffen und hieraus entstandenen Vereine z.T. mit Vereinszeitungen publik gemacht wurde, stieg die Nachfrage nach Oldtimer-Traktoren egal welcher Marke stark an. So wurde es sogar interessant (und notwendig), jede Menge Bulldogs , die damals nach Übersee exportiert wurden, wieder an den europäischen Kontinent zurückzuholen. Das Resultat aus hoher Nachfrage und geringer werdendem Angebot sind dann nun mal drastisch steigende Preise! Forciert wird heute dieser Trend auch dadurch, dass sich auf der ganzen Welt Sammler finden, und so auch der Re-Import von Bulldogs nach Europa erschwert bzw. teurer wird. Auch die Qualität der noch zu findenden unrest. Maschinen wird i. d. R. immer schlechter, da die guten Exemplare natürlich schon in fester Hand sind. Derartige Verhältnisse führen unter normalen marktwirtschaftlichen Verhältnissen zu Preiserhöhungen .
Auch die Ersatzteilbeschaffung wurde mit der steigenden Zahl von Restaurationsobjekten immer schwieriger,
was Teilehändler nach sich zog, so dass mittlerweile fast jedes fehlende oder verschlissene Teil für den Bulldog als Nachfertigung angeboten wird. Da die Nachfrage an Ersatzteilen, zumindest bei den Lanz Bulldogs, so hoch geworden ist, können einige Teile heute so rationell gefertigt werden, dass sie auch im Konkurrenzdruck der Ersatzteilhersteller untereinander, mittlerweile sogar bei besserer Qualität deutlich günstiger angeboten werden können als noch vor ca. 5 Jahren.
Ich denke, dass die Preisentwicklung bis hierher absolut natürlich und auch verständlich ist. Was die besagte Anzeige in der Schlepperpost anbetrifft, so finde ich, dass zumindest die Angabe des Preises mehr als unglücklich bzw. deplaziert ist. Derartiges ist aber auch kein Einzelfall. Das kann schnell zu einer sicher auch ungewollten Preistreiberei führen, und zwar derart, dass sich manch ein Besitzer eines Bulldogs, der so eine Anzeige sieht, vereinfacht denken mag "ich hab ja auch einen Bulldog herumstehen, vielleicht nicht ganz so schön, aber die Hälfte muss er dann auf jeden Fall bringen". Hier sollten der Inserent persönlich und sicher auch der Verlag, der die Anzeige schliesslich druckt, einmal überlegen, ob derartige Preisangaben veröffentlicht werden müssen . Man sollte vorher besser eventuelle Konsequenzen abwägen. Da ist es sicher angebrachter dem Interessenten den Preis auf Anfrage am Telefon o.ä. mitzuteilen!
Gleiches gilt übrigens auch für diverse Internetanzeigen mit fetten Preisangaben. Derartige Offerten sind weltweit einsehbar und führen leider gerade in Übersee, wo noch so mach ein Bulldog relativ günstig zu kaufen gewesen wäre, zu drastischen Preisexplosionen, die letztendlich an uns in Europa weitergegeben werden. Gerade wird z.B. unter ebay.de wiedermal ein ganz normaler 25er Nachkriegsackerluftbulldog für Mindestgebot 30000 (!) angeboten. Das muss nicht sein! Der helle Wahnsinn, zumindest für ein derartiges Modell, welches auf keinen Fall so selten oder noch so schön restauriert sein könnte um einen derartigen Preis zu rechtfertigen.
In Sachen Eilbulldogs, und hier zumindest bei den Originalen, ist die Preissache komplizierter. Von Lanz aus wurde damals gerade der 55PS Eilbulldog als das Top Modell der eigenen Produktion schlechthin und eine der besten und am universellsten einsetzbaren Zugamschinen für den Nahverkehr angeboten. Derartige Fahrzeuge hatten damals und haben heute als Oldtimer einen gewissen Prestigefaktor, der sich besonders in den Oldtimerpreisen für ein derartiges Fahrzeug spiegelt. Richtpreise gibt es nicht, es wird soviel gezahlt wieviel dem Käufer der Spass am Ende wert ist. Was auf der einen Seite gefragt und auf der anderen gegeben wird ist oft zweierlei. Ein Blick in die Welt der richtig wertvollen klassischen Automobile zeigt auch hier das Gleiche. Mercedes Benz hat den SSK und Ferrari den GTO ... und entsprechende Preise ...!
Wieviel Prestige beim Eilbulldog anscheinend an Wert hat gipfelt meiner Meinung nach in dem Neubau des Eilbulldogs. Es gibt ja scheinbar einen "Markt" für derartige Modelle. Manche Leute scheinen es tatsächlich vorzuziehen sich mit einer Bj. 2002er Eilbulldog-Replika blicken zu lassen als mit einem "normalen" dafür aber originalen "Nicht - Eilbulldog". Wäre da nicht der original erhaltene Ackerbulldog mit Historie, Lebensgeschichte und auch Blessuren aus seinem harten Leben interessanter? Der Kenner wird aber ganz sicher weiter auf das Original setzen, da es nicht zuletzt ideelle Qualitäten hat, die ein Nachbau einfach nicht haben kann. Da hilft es auch nichts den Neubau gegenüber dem Original als qualitativ besser o.ä. zu bezeichnen. Aber vielleicht hat auch ein Neubaubulldog ihn der heutigen Spassgesellschaft seine Existenzberechtigung, er wird aber auch die Preise wirklich originaler Fahrzeuge nicht gerade schmälern.

Gruss Rüdiger





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