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Reifen / Felgen

Alles über den Lanz Bulldog - Glühköpfe. In diesem Forum sind auch Beiträge zu Halb- und Volldieseln bis Ende 2009 enthalten.

Reifen/Felgen

Beitragvon Michael Bach » 17.09.2008, 23:16

Guten Abend, Gerald,

Du hast einen interessanten Bulldog-Typ beim Wickel, über den man nicht so sehr viel weiß und über den mitunter auch schlicht falsche Ansichten existieren. Nach meinen Recherchen handelt es sich um einen D 7500
25 PS-Acker-Bulldog ab 1939, mit nur drei Gängen, ohne Fußbremse und -gas, das ist schon ganz richtig bei Deiner Maschine. Dazu gehört dann noch ein Alu-Lenkrad und ein zylindrisches (nicht konisches!) Luft-ansaugrohr.
Das besondere Merkmal dieser wahrscheinlich auch damals seltenen Ausführung des D7500 sind die Seitenbleche mit dem hohen Radius über den Hinterrädern, die insgesamt nur zweimal auftauchen (s. u.) - beim Dreigang-, also Acker-Bulldog nur dann, wenn er ab Werk mit Ackerluft- Bereifung ausgestattet wurde. Eine besondere Typenbezeichnung gab es für diese Ausführung nicht, aber die Maschinen gab es. Natürlich sind sie im Nummernbereich nicht extra abgesetzt: meiner ist 120.269.
Weitere charakteristisches Merkmale sinddas schmale, stegförmige Kupplungspedal und der Schalthebel ohne Kugel, und natürlich gab es keinerlei Elektrik an den Dingern.

Interessanterweise sind diese Bulldogs fast alle in späteren Jahren, aber noch in der Zeit, als sie arbeiteten, mit dem 6-Ganggetriebe, Fußbremse und Fußgas nachgerüstet worden - meiner bereits im Jahr 1948, als der Bauer seine erste D-Mark in der Hand hielt, in der Berliner Werksnieder-lassung in Spandau. Ich habe eigentlich nie einen Bulldog in dieser Ausführung angetroffen, der nicht umgebaut wurde.

Der zweite Schlepper, bei dem diese Seitenbleche verbaut wurden, ist der 25 PS-Holzgas-Bulldog, und zwar in beiden Versionen, sowohl der
D 7506-Gas, also die Zweistoff-Maschine als auch der D 7006 Reingaser.
Hier fallen die unendlich vielen Bohrungen in den Seitenwänden ins Auge, die dadurch aussehen wie Schweizer Käse. Kann evtl. mit holzgas-bedingten Anbauten zusammenhängen.
Näheres s. mein Buch "Alle Traktoren von Lanz, S. 260, 270/71, 354/55 und 360/61.

Michael Bach
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Beitragvon Rainer » 17.09.2008, 23:20

Hallo Michael! Dein Buch habe ich soeben schon empfohlen, um in dem ganzen Wust an Typen den Überblick zu bekommen.
Lt. Recherchen handelt es sich tatsächlich um einen 7500, der Allerdings eine kurbelwelle von 1938/39 in einem Kurbelgehäuse von 1942 hat.
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Beitragvon 1506! » 18.09.2008, 08:59

@ Socke :wink:

den Fotos nach würde auf ein Bj. Ende 39/Anfang 40 bis 43 tippen und ein D7500 Modell (s. Michael Bach und Rainer). Der äußeren Erscheinung bzw. verbastelten Dinge nach vielleicht ein Rumänienbulldog oder Ex- Polen Herkunft, die dafür bekannt sind, dass sie oft aus der Not heraus aus Teilen vieler anderer Bulldogs zusammengebastelt wurden.
Von daher ist es bei vielen Austauschteilen nie gesichert, daß eine auffindbare 6- st. Nr. automatisch die originale Seriennummer des Bulldogs ist. Vielleicht einmal nachsehen, welches Gewinde (Zoll/metrisch) am Getriebe bzw. Motor zu finden ist. Die Handbremse scheint schon die moderne zu sein mit dem Knopf oben, daß auf ein Bj. 41/42 hindeutet.
Gerade die Modelle D7500, D8500 und D9500 der Bj. 40-43 wurden oft nach Rumänien exportiert, dann nicht selten mit 6 Gang nachgerüstet, meist keine Trommelbremse. Leider sind sie fast alle sehr, sehr verschlissen, verbastelt wie man es kaum glauben mag und überall geschweißt.

Gruß

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Beitragvon Gerald » 18.09.2008, 11:58

Ich bedanke mich erst einmal ganz doll für die vielen, vielen Hinweise! Besonderen Dank an Rainer und Michael Bach!
Mit so einem schnellen Feadback hatte ich überhaupt nicht gerechnet.

Zur weiteren Verifizierung habe ich mal noch ein paar Detail-Fotos gemacht. Ja, er hat 2 Ganghebel, also vermutlich 3 Gänge mit Umschaltung - also letztendlich 6 Gänge. Aber er läuft ja noch nicht und wird im Moment noch nicht gleich zerlegt. Vor dem Zerlegen steht ja die Hoffnung, den Sound zu hören und Diesel zu erschnuppern.

Was da nun evtl. schon verbastelt ist oder sein könnte, entzieht sich ja außerhalb unserer Einflußphäre. Und wir wollen ja auch auf keinen Fall falsche Fehler machen. Und auch steht alles noch nicht fest. Nur die Farbgebung schwirrt schon festgelegt im Kopf.

Wir haben auch den Glühkopf als allererstes runtergenommen, um die Zylinder-Lauffläche zu begutachten und mit Öl zu benetzen bevor wir ihn das erste mal mit Hand durchgedreht haben. Die Einspritzpumpe drückt und die Ölpumpe drückt ebenfalls. Hurra!

Wie auf dem Bild zu sehen, sind die Vorderräder (Felgen) total zerfuschelt. Also möchten wir nun die Maschine nach und nach zurückbauen.


Gruß Gerald
Zuletzt geändert von Gerald am 05.09.2010, 22:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Räder/Felgen

Beitragvon Michael Bach » 18.09.2008, 13:44

Guten Tag, Gerald,

noch ein Nachtrag, gerade weil es um Felgen und Bereifung geht. Das macht die Sache nicht leichter. Auf diesen Bulldog gehören vorn 6,00-20er Reifen (die es nicht mehr gibt, soviel ich weiß), hinten 11,25-24 - die sollten aufzutreiben sein. Keinesfalls sind die 5,50-16er bzw. 9,00-24er korrekt, die an den 20 PS Ackerluft-Bulldog gehören. Deine Maschine ist ein waschechter 25er. Ich weiß jetzt nicht auf Anhieb, welche Reifengröße anstelle der 6,00-20 heute ersatzweise zu haben ist, aber das bekommt man ja raus.

Beste Grüße

Michael Bach
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Beitragvon 25er » 19.09.2008, 14:00

Ich hab auf unserem 25er 6,50-20 drauf: Der Reifen hat das alte Zig-Zag Profil, Hersteller ist VOLTYRE. Vorder-Felgen brauchst du auf alle Fälle neue! Viele Haben vom Pionier welche drauf.
Häufig sieht man auch die vom ZT 300, welche es vielleicht fürn "Appel und ein Ei" von manchem LPG-Schrottplatz noch gibt. Aber sonst sieht der Bulldog ja noch ziemlich unverbastelt aus.
Fehlende Blechteile und Motorinnereien gibt es ja bei den Lanz-Teilehändlern.
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Beitragvon Volker » 20.09.2008, 08:04

Hallo, ich habe selber vor ca. drei Jahren Firestone-Reifen der Größe
6.00-20 gekauft, allerdings mit Sraßenprofil.

Gruß Volker
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Beitragvon Gerald » 21.09.2008, 12:00

Ich bin bemüht, das jetzt zu meinem Verständnis alles einmal zusammenzufassen. Also es handelt sich um einen Vorkriegs-/Ackerbulldog, Baujahr ca. 1938 - 42. Modell-Nummer D 7500 mit 25 PS, welcher später von 3gang auf 6gang umgebaut wurde. Die Vorderräder sind original 6,50 - 20 und die Hinterräder 11,25 - 24. Sollte an meiner Zusammenfassung etwas falsch sein, korrigiert mich bitte aus!
Also Neu-Information habe ich den Kolbendurchmesser mal gemessen, welcher bei 171 mm liegt.

Frage: Sind die Einspritzdüsen bei den unterschiedlichen Bulldogs alle einheitlich? Oder sind das alles unterschiedliche Einspritzdüsen? Viel habe ich mittlererweile hier gelesen.
So wie ich das begriffen und erkannt habe, gibt es immer zwei unterschiedliche Arten von Ersatzteilen.
1. originale von damals mit Nummer
2. Neubau oder eben nachgebaute Ersatzteile ... mit und ohne Nummer

Die Wasserkühler haben wir mittlererweile abgedrückt und die sind in Ordnung ... sehen aber aus wie Grütze. Logo.
Ist es nun besser neue zu besorgen oder gibt es Verfahren, wo man lieber die alten dementsprechend durch verifizierte Verfahren (chemisch) dementsprechend aufarbeiten kann?
Die Hohlschrauben tropfen natürlich wie Sau.
Was ist die längerfristig bessere Art und Weise, den Kopf vorzuglühen?
1. die Lötlampe
2. ein Gasbrenner mit Flasche

Noch eine neue Erkenntnis (Vermutung) resultierend aus Euren geschriebenen Beiträgen: Wir vermuten, daß es an der rechten Seite in Fahrtrichtung mal einen Holzvergaser gab. Also die Seite vor den 3 Wasserkühlern. Dies begründet sich darauf, daß an dem Radschützer etwas weggeschnitten wurde, um z. B. die Schwungscheibe als Riementrieb für eine externe Maschine nach hinten zu nutzen. Evtl. kann durch diese Information noch weiter das Modell verifiziert werden. Aber wie gesagt, es ist nur eine Vermutung.

Grüße
Gerald
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Reifen/Felgen

Beitragvon Michael Bach » 22.09.2008, 14:03

Guten Tag Gerald,

noch mal ein Nachtrag von mir, auf Deinen letzten Beitrag geantwortet: also die authentische Dimension der Vorderrad-Bereifung ist 6,00-20 (und Straßenprofil ist völlig korrekt). 6,50-20 geht aber auch, wenn man nichts anderes kriegen kann.
Eine Korrektur meiner ersten Aussage muß ich vornehmen: mit diesen schönen, hochgezogenen Seitenblechen gab es den D 7500 auch auf Eisenrädern, nicht nur luftbereift, wie ich zunächst schrieb! Ist eigentlich auch sinnvoll, denn der größere Radius über den Rädern schützt den Fahrer noch ein wenig vor den Zacken der Eisenräder. Mit Eisen gab es aber eben auch die "normalen" Seitenwände (wie beim 20er D 3500) beim D 7500 - war er aber luftbereift, hatte er immer diehochgezogenen. Wie vieles bei Lanz etwas verwirrend.

Die Codierung der Prospekte sagt aus:
matsi: Mai 37, nur Eisen, einfache Stehbleche, Fahrerstand offen;
debi / jyta: Dez. 37 / Juli 38, nur Eisen, "normale" Seitenbleche;
nota / leben: Nov. 38 / Febr. 39, nur Eisen
mayen: Mai 39, Luft oder Eisen, hochgezogene Seitenwände.

Was den evtl. Holzgaser betrifft: das glaube ich nicht. Der Generator war immer an der Stirnseite des Bulldogs angebaut, mit allen Nebenaggregaten vor dem Fahrerstand, also vor Erreichen der Seitenbleche. Vgl. Häfner, Bd 3: Holzgas-, Raupen- und Nachkriegs- Bulldogs von 1942 - 1955 oder Bach: Alle Traktoren von Lanz.

Viele Grüße

Michael Bach[/b]
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Beitragvon Gerald » 22.09.2008, 14:33

Hallo Michael,
kann ich so ein hübsches Buch bei Dir käuflich erwerben? Bis jetzt haben wir die Bücher vom Onkel Häfner.
Gruß Gerald
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Reifen/Felgen

Beitragvon Michael Bach » 22.09.2008, 15:40

Nee, tut mir leid, Gerald,

ich mache den Verkauf nicht, bei keinem Buch. Ist auch nicht üblich, daß die Autoren den Verkauf organisieren.
Meine Empfehlung:
Schwungrad-Versand Armin Bauer, www.schwungrad.de,
Info@schwungrad.de oder beim Verlag Klaus Rabe, info@verlagrabe.de!

Viele Grüße

Michael Bach
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Beitragvon Gerald » 23.09.2008, 21:32

Hübsch,
in das Schwungrad bringen wir nun mal etwas Schwung :)

Bei meinen Recherchen über Reifen bin ich nun über folgendes gestolpert:
http://www.goettesound.de/zimmerei/reifenma%DFe.htm
Wie sind nun die mir angesagten Reifenmaße zu verstehen? Als Maße "alt" oder als Maße "neu" :?:
Gruß Gerald
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Beitragvon Gerald » 07.10.2008, 20:02

Das Schwungrad kam sehr schnell in Schwung! Klasse Buch! Ich staune, was es nicht alles gibt. Oder doch gab ...?
Natürlich habe ich erst einmal in Vorbereitung auf die Restaurierung sehr sehr viel gelesen. Und das ganze bei knapper Zeiteinteilung. Leider werde ich meine kleine neue Liebe wegen der fehlenden Bremse nicht auf die Straße bekommen :cry: . Einen verbastelten Umbau möchte ich aber dennoch nicht machen. Glücklicherweise habe ich jetzt für den kleinen Lanz noch einen kleinen Deutz bekommen. Damit er nicht so alleine ist. Dann kann ich ihn wenigstens aufladen. Wenn ich ihn zum Laufen bekomme ... und da fehlt noch so so viel ... viel mehr, wie ich anfangs gedacht hatte.
Gruß Gerald
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Beitragvon Gerald » 17.10.2008, 21:33

Die Arbeiten gehen langsam aber stetig voran. Durch viel Glück haben wir von einem wirklich tollen Lanz-Bulldog-Schrauber ein paar Achsschenkel bekommen. Die, welche an unserem Bulldog dran waren, waren völlig idiotisch verbaubutzelt. Hatte man doch dort glatt die Lager eingeschweißt. Man, man, man ... Sicher war das irgend eine Notnachkriegslösung. Die uns fehlende Luftansaug-Flatterklappe liegt nun auch zum Aufarbeiten da. Die Beschaffung der Räder macht mir noch mächtig Kopfschmerzen. Evtl. hat ja hier einer eine Idee für die Lösung des Problems, weil er einen kennt der gehört haben soll.........
MfG
Gerald
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Beitragvon Gerald » 18.12.2008, 23:08

Nach langem Suchen und mit viel Glück sind wir nun endlich mit ein paar Vorderfelgen fündig geworden. Wenn auch nicht ganz 100%ig :) .
Mit ein paar ordentlichen Adaptern kann man aber erst einmal gut damit leben. Oder was meint Ihr?
Und die Arbeiten gehen langsam und stetig voran:
Gruß Gerald
Zuletzt geändert von Gerald am 05.09.2010, 22:38, insgesamt 1-mal geändert.
Gerald
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